Tom Niclas Hermann (rot) teilte sich diesem Match die Halbzeiten mit Konkurrent Christopher Hanf. Beiden blieb der Griff hinter sich erspart. (FOTO: Holger Bär)
In Sandersdorf wartet man seitens der immer dem Sport zugewandten Stadtväter auf nagelneue LED-Beleuchtung auf dem Kunstrasenplatz 1. Deshalb fehlte auch das ein oder andere Leuchtmittel an diesem Dienstagabend, war es nicht gewohnt hell auf einem der ältesten Kunstrasenplätze Sachsen-Anhalts. „Warum die Lampen ersetzen, wenn eh alles chic und neu wird“, sagt man sich kostenorientiert aktuell in Sandersdorf-Brehna. Chic anzusehen auch das erste Testspiel der SG Union Sandersdorf, welche sich nach diesmal kurzer Hallensaison mit Blick auf eine lange sechswöchige Vorbereitung zur Rückrunde gleich mal nach nur einem Trainingstag die BSG Chemie Leipzig zum Testen einlud.
Dass Stefan Karau als Kapitän der Leutzscher Mitte der zweiten Spielhälfte mal arg laut gegen seine eigenen Mitspieler wurde lag daran, dass Union dem Regionalligisten a) wenig bis gar nichts in Sachen Offensive gestattete, und b) selbst das Spiel hätte mit einem oder zwei Toren entscheiden können. Die Sachsen, in der Regionalliga Nordost auf Platz 13 arg kurz über der Abstiegszone überwinternd, kamen ohne jegliche spielerische Idee nach Sandersdorf. Vor den Augen ihres Vorstands spulten sie noch eine relativ ansehnliche erste Spielhälfte ab. Doch auch dort war Union schon defensiv voll da. Mit Wiederbeginn nach Pausentee machte es nach es mal kur Peng am Leipziger Aluminium. Branden Stelmak, im Sommer genau eben von Chemie zu Union gewechselt, nahm dieses Spiel nicht vollends locker. Sandersdorfs US-Boy wollte den alten Kameraden zeigen, dass man einst zu Unrecht wenig auf seine Dienste setzte und ihn zu Union ziehen ließ. So rackerte Stelmak in vorderster Front, machte ordentlich Meter und hätte nach tollem Spielzug über Unions rechte Seite fast die Führung erzielt. Nur der Pfosten stand krachend im Weg. Hinten blieben die Hausherren nahezu unantastbar, was aber auch daran lag, dass die Chemiker nicht den gewohnten Druck auferlegen konnten. Sandersdorf ließ es einfach nicht zu. Bis auf wenige Schüsse aus mittlere Distanz tat sich folglich beiderseits nichts in Sachen Torschuss, war der Kampf um den Ball im Mittelfeld Trumpf. Wenn, dann war es bei Union Mathis Böhler, welcher sich die Freiheit zum Torschuss nahm. Im Abschluss bei Union einer der härtesten und platziertesten, wollte es aber auch dem 24-jährigen gebürtigen Würzburger nicht gelingen, das Runde im Eckigen zu versenken.
Branden Stelmak, hier bei seiner Auswechslung (re.) hatte sich wieder voll verausgabt und alles Verfügbare abgerufen. (FOTO: Holger Bär)
Unter den Unionfans am Platzrand, auch die Leutzscher mit ihren Kult zogen wieder den ein oder anderen Fan nach Sandersdorf, freute man sich besonders auf den Auftritt des Mannes mit der angestammten Rückennummer 4. „Es geht schon erstaunlich gut, wenn auch noch ein paar Prozent fehlen“, freute sich Vincent Mustapha im Nachgang sichtlich. Eigentlich kickte Unions Urgestein nach ausgeheiltem Beinbruch so, der Trainingsunfall mit Tim Jonietz legte ihn die komplette Hinrunde auf Eis, als wäre all das nicht passiert. Seit Sommer 2010 trägt Vinne das Sandersdorfer Trikot, und an diesem Abend zur „Feier des Tages aufgrund der Rückkehr auf den Platz“ sogar die Kapitänsbinde.
Selbst ein aufgelegter Freistoß half den Leutzschern an diesem Abend nicht weiter. (FOTO: Holger Bär)
Als die Leipziger etwa zehn Minuten vor Ultimo nach einem vermeintlichen Handspiel bei etwa 18 Metern eine super Freistoßposition als ihre beste Chance der Partie auch nicht ummünzen konnten, hatte Union noch einen aus dem Spiel in petto. Denn einer hätte es dann nach gutem zentralen Pass von Maximilian Schnabel doch noch entscheiden können. Der erst 20-jährige Testspieler Florian Goutal hinterließ einen speziell im Dribbling starken Eindruck und hätte seinen Auftritt fast mit einem Treffer hinein in den Schlusspfiff gekrönt. Den Ball alles andere als optimal erwischt, ging sein Schuss um Kleinbusbreite vorbei am Chemiegehäuse. Der Deutsch-Franzose mit Geburtsort Dresden und einem bis dato interessant zu lesenden Briefkopf (Dynamo Dresden, VfL Wolfsburg, 1. FC Magdeburg) kickte zuletzt für den FC Oberlausitz Neugersdorf und gab am Dienstagabend seine Visitenkarte im Sandersdorfer Sport- und Freizeitzentrum ab.
Ging es hier vor netter Kulisse noch 0:0 und damit torlos über die Bühne, so wartet man am kommenden Samstag ab 13:00 Uhr an gleicher Stelle auf das Verbandsliga-Spitzenteam des BSV Halle-Ammendorf und damit auf die Ex-Unioner Tobias Große, Tom Renner, Christoph Zorn, Tommy Parthier und eine ganze Menge reichlich guter Bekannter.