Letztes Heimspiel der Hinrunde 2019/20- Union verlor dies gegen Inter Leipzig mit 0:2. (FOTO: Michael Kölbel)
Drei Minuten nach Seitenwechsel sprang für die SG Union Sandersdorf an diesem 14. Spieltag der NOFV Oberliga-Süd die Ampel plötzlich von Rot auf Grün. Die Gelbphase hatte sie einfach ausgelassen. Schiedsrichter Andy Stolz pfiff auf dem Sandersdorfer Kunstrasen nach einem Foul vom Leipziger Till Linus Schwarz Elfmeter. Referee Stolz aus dem brandenburgischen Pritzwalk setzte noch einen oben drauf, sah eine Notbremse als letzter Mann und zückte den roten Karton.
Es handelte sich um jenes Momentum des Spiels, an welchem der Platzherr und Gastgeber hätte das Kommando übernehmen und das Geschehen drehen können. Normal mit Nerven aus Drahtseilen ausgestattet und sich solche Chancen nicht entgehen lassend, patzte ein Timo Breitkopf an jenem mausgrauen Novemberabend. Ob dem Sandersdorfer zu viel Zeit zum Nachdenken blieb? Die Männer vom FC International Leipzig zettelten erstmal eine energische Diskussionsrunde mit dem Unparteiischen an. So lag die Kugel fast eine Minute ruhig auf dem Elfmeterpunkt, bis endlich der Pfiff zur Ausführung ertönte. Breitkopf hämmerte das Spielgerät vollspann einen halben Meter über den Balken ins Hintertorfangnetz. Anstelle auf 1:2 zu verkürzen blieb es beim 0:2 der Gäste um Trainer Zoran Levnaic.
Georg Böhme (am Ball) besaß nach Raßmann-Freistoß die Chance zum schnellen Ausgleich. (FOTO: Michael Kölbel)
Inter Leipzig spielte es bis dato mit breiter Brust, schien auf Sandersdorfer Kunstrasen immer das Quäntchen handlungsschneller. Besaß die SG Union bis zu diesem neunten Aufeinandertreffen eine rein negative Bilanz gegen das Multikultiteam aus Sachsen, so sollte man bei allem guten Vorhaben auch diesmal nichts kaschieren können. Dabei besaß Union Sandersdorf nach feinem Spielzug über Breitkopf am Ende mit Mathis Böhler die erste gute Chance der Partie. Aus halblinker Position scheiterte Sandersdorfs gebürtiger Würzburger am Handballreflex von FCI-Keeper Leonnel Mballa Mvogo. Ansonsten konnten die Hausherren eine halbe Stunde alles auf sie zukommende gut wegverteidigen. In einer äußerst flotten und von Zweikämpfen dominierten Oberligapartie fielen dann aber doch die spielentscheidenden Tore.
„Eigentlich haben wir uns selber geschlagen, da wir am Ende mit einfachen Fehlern das Umkehrspiel der Leipziger förmlich bedient haben“, sollte Uniontrainer Thomas Sawetzki im Anschluss auf der Pressekonferenz zum Spiel resümieren. Ein halbhoher Ball von der linken Seite touchierte den Fuß von Unionverteidiger Erik Schlegel so unglücklich, dass er direkt vor der Flinte von Leipzigs Goalgetter Marcelo Franceschi landete. Der Italiener ließ sich flach aus zehn Metern nicht zweimal bitten (0:1/30.). Ein schnell durch Stefan Raßmann ausgeführter weiter Freistoß setzte Georg Böhme ideal im Strafraum der Gäste in Szene. Dem Sandersdorfer aber sprang die Kugel bei der Mitnahme etwas zu weit von der Brust, so dass die schnelle Chance zum Ausgleich verpuffte (36.). Stattdessen fiel zum psychologisch reinweg ungünstigsten Zeitpunkt der zweite Treffer für die Männer aus der Messestadt.
„Opolka, Günther, Fritzsch, Ausfälle welche wir am heutigen Tag einfach nicht wegstecken konnten“, fand Sawetzki später eine weitere Erklärung für die Niederlage. Gerade beim 0:2 wäre die Routine und das Auge eines Steffen Fritzsch auf der Staubsaugerposition vor der Abwehr von Nöten gewesen. Zu einfach schleuste sich Inters Arlind Shoshi durch die zentrale Sandersdorfer Innenverteidigung, um folglich per straffem Schuss von der Strafraumgrenze den Halbzeitstand von 0:2 zu markieren (45.).
Der Kosovare Arlind Shoshi (am Ball) vollstreckte hier zum 0:2 und damit der Entscheidung. (FOTO: Michael Kölbel)
Dass dieser letztlich auch den Endstand bedeuten sollte, lag am ungenutzten Momentum der Sandersdorfer nur kurz nach Wiederanpfiff. Elfmeter und Rote Karte, besser kann der Service am Kunden nicht ausfallen. Doch der Sandersdorfer Elfer pfiff nicht nur über das Leipziger Gehäuse. Nur knappe sechs Minuten darauf erfolgte der gleiche Pfiff auf gegenüberliegender Seite. Nach Foul an Shoshi lag der Ball nun zum möglichen 0:3 für den FCI auf dem Strafstoßpunkt. Von Franceschi gar nicht mal so schlecht getreten, war Unionkeeper Tom Niclas Hermann per Sprung zur Stelle und vereitelte sehenswert jenes 0:3.
„Ich bin stolz auf die Jungs. Sandersdorf ist nicht mehr das Team des letzten Jahres. Sie spielen das schon klar besser und aggressiver. Aber wir haben in der ersten Halbzeit die wichtigen Tore gemacht und danach den nötigen Charakter gezeigt“. So die Worte von Inter-Coach Levnaic, der das Auftreten seiner Jungs lobte. Das konnte er auch, denn der FC International Leipzig scheint nach anfänglich unglücklichen Ergebnissen in der Liga ausgerechnet nun wieder auf dem verfügbaren Leistungslevel angekommen. Schade an diesem Tag für einen Gastgeber Union Sandersdorf, welcher zuletzt stetig ansprechende Leistungen und Resultate abgeliefert hatte.
Für Unionpräsident Uwe Störzner gab es mit der ersten Pressekonferenz in englischer Sprache auch eine Premiere. Gästetrainer Levnaic bat darum, da sein Englisch besser sei als sein Deutsch. Für Störzner als Universaltalent war natürlich auch das kein Problem. Als Wortführer und Simultanübersetzer hatte er die Sache allzeit im Griff und gab die Komplimente der Leipziger im Auftrag seines Vereins gerne zurück.
SG Union Sandersdorf: Tom Niclas Hermann, Rico Gängel, Erik Schlegel, Maximilian Schnabel, Stefan Raßmann, Timo Breitkopf, Marcel Hommel, Georg Böhme, Branden Stelmak, Mathis Böhler (75. Tim Jonietz), Max Hermann - Trainer: Thomas Sawetzki
FC International Leipzig: Leonnel Mballa Mvogo, Christos Ieridis, Ugis Moncevics, Braima Cande, Till Linus Schwarz, Marcelo Franceschi, Lovro Sindik, Dongmin Kim (77. Arman Melkonyan), Tzonatan Moutsa, Christopher Misaki (53. Iskander van Doorne), Arlind Shoshi (62. Patrick Hädrich) - Trainer: Christian Schmedtje - Trainer: Zoran Levnaic
Schiedsrichter: Andy Stolz (Pritzwalk), Sandra Stolz, Mario Warminski
Zuschauer: 85
Tore: 0:1 Marcelo Franceschi (30.), 0:2 Arlind Shoshi (45.)
Rot: Till Linus Schwarz (49./FC International Leipzig/Notbremse )