Union trotz dem „Übernachtspitzenreiter“ einen Punkt ab
Unionkapitän Rico Gängel, hier in abgeduckter Position, hätte per Lattenkopfball fast für den Siegtreffer gesorgt (FOTO: Michael Kölbel).
Einst ein guter Spieler und heute ein anerkannt guter Trainer, so traf doch Nico Knaubels Spielanalyse mit Blick auf die spielentscheidenden Situationen im Freitagabendspiel nur bedingt zu. „Ein Laufduell, unser Spieler hatte 100 Km/h drauf, der andere 15 Km/h. Beide Spieler haken und kommen zu Fall“. Eilenburgs Trainer hatte in diesem Fall mit Sicherheit nicht den richtigen Blick für die Situation, was auch die Kamerabilder von Sporttotal belegen. Sein FCE fuhr nach abgewehrtem Unionfreistoß einen Tempogegenstoß. Der Ball war schon gute zwanzig Meter weiter vorn, als Eilenburgs Dennis Kummer im Mittelkreis seinem Gegenspieler Stefan Raßmann mit der rechten Faust auf die Brust schlug und diesen zu Fall brachte.
Entgegen Knaubels Wahrnehmung zeigte sich Unions Raßmann in diesem Fall im Laufduell als der schnellere Mann, was der zuvor zweimal gefoulte und innerlich aufgeheizte Kummer nicht so stehen lassen wollte. Dass es sich letztlich um einen Platzvereis handelte, der Berliner Schiedsrichter Tom Channir brauchte dazu wenig Bedenkzeit, dokumentierte Übeltäter Kummer selbst. Er schritt Richtung Auslinie, schon bevor Kummer die Karte aus der hinteren Hosentasche gefädelt hatte. Der Eilenburger wusste, was die Sekunde geschlagen hatte (34.). „Wenn so ein Team auf dem Platz das Spiel in eine Richtung lenkt, dann fehlen mir die Worte“. Das waren Knaubels Worte auf der anschließenden Pressekonferenz. Damit meinte er das Unparteiischengespann. Doch da hatte der FCE-Coach die TV Bilder noch nicht gesehen. Dass diese Partie an Rasse kaum zu überbieten war, davon zeugten acht gelbe Karten, von denen die Sandersdorfer allein sechs ernteten. Von „einseitigem Pfeifen“ konnte da nicht die Rede sein. Und mit der Anspielung auf gelb/rot, man forderte diese für Unions folglich ausgewechselten Steffen Fritzsch, übersahen die Gäste, dass beim zweiten angeblichen Foul deutlich der Ball gespielt wurde. Uniontrainer Sawetzki schützte seinen Führungsspieler, indem er ihn kurz darauf vom Feld nahm.
Knappe 200 Zuschauer im Sandersdorfer Sport- und Freizeitzentrum hatten ihr Eintrittsgeld an diesem Freitagabend wahrlich gut angelegt. Sie sahen mit dem FC Eilenburg eine routiniert auftretenden Mannschaft, welche Trainer Nico Knaubel binnen fünf Jahren von einem durchschnittlichen Verbandsligisten zu einer Spitzenmannschaft dieser Oberliga Süd entwickelt hatte. Das zeigten die Männer aus Nordsachsen auch über neunzig Minuten, blieben sogar in Unterzahl das über weite Strecken spielbestimmende Team.
Mathis Böhlers (Nr. 7) Durchbruch auf die Grundlinie bereitete Timo Breitkopfs Ausgleichstreffer zum 1:1 mustergültig vor (FOTO: Michael Kölbel).
Die Eilenburger trafen nach abgewehrtem Eckstoß, als Union manndesorientiert komplett rausrückte. Trotz zweier passiv im Abseits stehender Gästeakteure startete Benjamin Luis von hinten durch und erzielte flach ins lange Eck die nicht unverdiente Gästeführung (0:1/8.). Toni Majetschaks Ball von halbrechts konnte ein wiederum gut aufgelegter Tom Niclas Hermann im Uniontor noch abklatschen. Der Nachschuss vom völlig freien Sebastian Heidel musste dass 0:2 bedeuten. Der FCE-Kapitän verfehlte sträflich (15.). Auch mit guten Freistoßpositionen wollte den Gästen der Führungsausbau nicht gelingen. Union bestrafte dies mit dem ersten energischen Angriff. Mathis Böhler ging konsequent über links auf die Grundlinie. Seine scharfe Eingabe wehrte FCE-Keeper Andreas Naumann genau vor die Füße von Timo Breitkopf ab, welcher die Kugel an die Lattenunterkante setzte (1:1/23.).
Das Spiel hatte Rasse. Abgeklärte Sachsen trafen auf alles abrufende Sachsen-Anhalter. Keine einfache Aufgabe für den Berliner Referee, aber ein mehr als kurzweiliges und verdammt emotionales Spiel für alle Zuschauer. Dies speziell, als sich die Gäste dann zu sehr vom Sandersdorfer Engagement locken ließen und sich in Person von Dennis Kummer selbst dezimierten (Rot/34.).
Die Unterzahl sollte man Eilenburg nie anmerken. Sandersdorf als Gastgeber blieb im Abwehrmodus und fing sich im Takt eine gelbe Karte nach der anderen ein. Viele Freistöße der körperlich robusten Gäste aus den Halbpositionen verpufften durch unwahrscheinlich konzentrierte Sandersdorfer Abwehrarbeit. Die wenigen großen Chancen alles in Richtung drei Punkte zu regeln lagen am Ende jedoch auf Seiten der Hausherren. Unions Spielführer Rico Gängel setzte einen Kopfball ans Lattenkreuz (71.), während der Platzherr im Sekundentakt auch die letzte Möglichkeit gleich mit Schuss und Nachschuss vergab (89.).
Über Nacht Tabellenführer, musste der FC Eilenburg schlussendlich mit dieser Punkteteilung leben. Es allein auf die Schiedsrichterleistung zu schieben, würde der Sache mitnichten gerecht werden.
Malte Zentrichs (weiß) Einsatz zeigt, mit welcher Intensität diese Partie geführt wurde (FOTO: Michael Kölbel).
SG Union Sandersdorf: Tom Niclas Hermann, Malte Zentrich, Steffen Fritzsch (31. Max Hermann), Rico Gängel, Paul Johannes Günther, Maximilian Schnabel, Georg Böhme, Niklas Opolka, Timo Breitkopf (68. Karl Feldmer), Stefan Raßmann, Mathis Böhler (81. Tim Jonietz) - Trainer: Thomas Sawetzki
FC Eilenburg: Andreas Naumann, Marko Trogrlic, Toni Majetschak, Alexander Vogel, Adam Fiedler, Philipp Sauer (73. Alexandros Dimespyra), Dennis Kummer, Jonas Vetterlein, Sebastian Heidel (76. Emilio Monteiro Luis), Benjamin Luis, Tim Bunge (89. Jakob Funken) - Trainer: Nico Knaubel
Schiedsrichter: Tom Channir (Berlin)
Zuschauer: 192
Tore: 0:1 Benjamin Luis (8.), 1:1 Timo Breitkopf (23.)
Rot: Dennis Kummer (34./FC Eilenburg/Tätlichkeit)