Zuvor beruflich für das Chemiekombinat Bitterfeld einer der „vielreisenden Außenhandelsvertreter“ der Abteilung Absatz gewesen, opferte er schon damals viel Zeit seiner Liebe zum Fußball.
Das Rentendasein machte es nun möglich, die Dinge zu intensivieren. Morgens gegen halb Neun schloss er sein Fahrrad unterhalb der Sandersdorfer Geschäftsstelle am Sportplatzgeländer an, um es Mittags gegen Zwölf wieder zu aktivieren. Kurz heim in den Ring der Chemiearbeiter zum Essen, welches seine Frau vorbereitet hatte. Dann nach kurzer Pause wieder mit dem Drahtesel hinter auf seinen Bürostuhl bei Union. Dort erfreute er sich, wenn er am frühen Nachmittag durch die großen Fenster so richtig Leben auf seinem Sportplatz einziehen sah, die Kinder auf dem Kunstrasen trainierten und das Training am Abend an die Männermannschaften übergaben. Wenn dann in den Feierabend hinein das große Gewusel im Sport- und Freizeitzentrum und speziell im Sportbüro einsetzte, machte er sich dann nach kurzen Gesprächen und diesem oder jenen treffenden Hinweis wieder auf den Heimweg zu seiner Frau. Das große Tamtam war nicht sein Ding. Sein Markenzeichen trug er immer unverblümt. Und das nicht, weil er sich nicht bücken konnte oder wollte. Es war halt sein Markenzeichen: Die Hosenspangen blieben auch im Büro oft dran, auch wenn die Hose da nicht in die Fahrradkette kommen konnte!
Einst für Chemie und später für Union stand er jahrelang als DER Sandersdorfer Fußball-Abteilungsleiter. Er war für sie alle da, die Jungs von nah und fern, für aber auch jeden. Sein heimliches Steckenpferd aber: die 2. Mannschaft der SG Union Sandersdorf! Hier fieberte er bis zu deren Auflösung mit, konnte den letztlichen Werdegang nicht verstehen und aufgrund am Ende über einen langen Zeitraum angeschlagenen Gesundheit auch nicht helfen zu verhindern.
Anekdoten um den Fußball konnte er genügend erzählen. War er schließlich bereits 1974 in Hamburg als Ostdeutscher live dabei, als Jürgen Sparwasser für die DDR im Gruppenspiel der WM ´74 das legendäre Tor gegen die damalige Bundesrepublik, den späteren Weltmeister schoss. „Wir wurden mit dem Zug hochgekarrt, durften mit Fähnchen rein zum Spiel, wurden nachts wieder von Hamburg runter gefahren und mussten früh auf Arbeit“, berichtete er gerne denen, die zuhören wollten. Sein Lieblingsthema aber war das Verhältnis vom einst übermächtigen Chemie Wolfen und dem kleinen Chemie Sandersdorf. Seine innere Freude war verdammt groß, seinen Verein aufblühen zu sehen, während der große Nachbar später vieles falsch machen sollte.
Für den Fußball der Region war er der Ansprechpartner schlechthin. Wo im Landkreis und auch weit darüber hinaus eine Frage in Sachen Paragraphen und Statuten auftauchte, da griffen die Leute zum Telefon und riefen ihn an. Selbst in Magdeburg beim Fußballverband Sachsen-Anhalt stand sein Namen hoch im Kurs.
Für den Kenner um den Sandersdorfer Fußball war…
HANS– GÜNTER BOHNE = MISTER SG UNION SANDERSDORF
Blumen und Beifall seiner Schützlinge anlässlich 100 Jahre Union Sandersdorf im Jahr 2011.
HGB, so kannten und nannten ihn die meisten, war das Sandersdorfer Superhirn, der Vordenker und über viele Jahrzehnte die Leitfigur. Dass dies so ist und war, machte speziell eine Episode deutlich. Als der Verein im Rahmen der 100-Jahrfeier 2011 die vielen Auszeichnungen in der Festhalle vornahm, flog beim Aufruf des Namens Hans-Günter Bohne vom aufbrausenden Beifall fast das Hallendach weg. Die Menschen um Union wussten und wissen, was sie dem Grauschopf zu verdanken haben. Und reist man mit dem Fußball durch Sachsen-Anhalt, dann fragen die Verantwortlichen der Vereine nicht selten „Was macht denn Hans-Günter Bohne eigentlich, wie alt ist er jetzt, geht´s ihm gut“?
Letzteres mussten wir schließlich in jüngeren Tagen und Wochen oft mit „nein“ beantworten. HGB kämpfte sehr mit seiner Gesundheit. Und diese sollte ihm immer mehr zu schaffen machen. Ein nun geplanter Eingriff im Krankenhaus sollte am Ende fehlschlagen. Nur einen Monat nach Vollendung seines 83. Lebensjahrs ist unser Hans-Günter dann jedoch unerwartet plötzlich eingeschlafen und hinterlässt bei uns reichlich Fassungslosigkeit.
HGB - DANKE für all das, was du in den Jahrzehnten für den Sport in Sandersdorf gegeben hast. Vor allem aber DANKE für deine väterliche und immer loyale Art, die dich zu einem ganz besonderen Menschen machte!
Unsere Gedanken sind bei deiner Frau Hannelore, sowie deinen Kindern Angelika & Steffen sowie Familien
DEINE SG UNION SANDERSDORF
Mitteilung auf Wunsch der Familie:
Die Beerdigung findet am Freitag, dem 3. Mai 2019 11:00 Uhr auf dem Friedhof in Sandersdorf statt.