Dan Lochmann (grün) damals der Matchwinner gegen Halberstadt (schwarz), hielt er doch als „Vertretung“ im Tor den entscheidenden Elfer. (FOTO: Michael Kölbel)
Sollte sich die Möglichkeit für den diesmaligen Underdog ergeben, einer wird sie diesmal nicht beim Schopfe packen können. Weder im vorderen Angriff, noch als Mann mit den Handschuhen an den Händen. Der Underdog, das ist sicher die gastgebende SG Union Sandersdorf. Für den momentan Neuntplatzierten der NOFV Oberliga Süd wartet seit ewigen Tagen mal wieder ein Heimspiel im FSA Pokal. Das Viertelfinale steht an diesem Samstag ins Haus, und Losfee Hans-Georg Moldenhauer hat mit seinem Händchen den VfB Germania Halberstadt ins Chemiedreieck gelost. Sofort wurden da in Sandersdorf Erinnerungen wach. Erinnerungen, welche mit dem letzten Aufeinandertreffen speziell an eine Person im damaligen Team Union gebunden sind. Am 24. März 2016 gastierten die Nordharzer letztmalig in Sandersdorf. Und das in einer ligatechnisch gleichen Konstellation. Der Süd- Oberligist empfing auf Pokalebene die Nordost-Regionalligisten.
Sandersdorfs Mann in vorderster Front hieß zu diesem Zeitpunkt Dan Lochmann. Viele, schöne und vor allem oft wichtige Tore besorgte der Angreifer seinem Unionteam innerhalb seiner fünfjährigen Vereinszugehörigkeit, ob in der Verbandsliga, der späteren Oberliga, oder eben im Landespokal. Lochis Quote stimmte.
Jenen späten 2016er Märztag aber behielten er und die Sandersdorfer Fans in einem anderen Intermezzo in bester Erinnerung. Halberstadts frühe Gästeführung (0:1 Telmo Teixeira- Rebelo/28.) glich Lochmanns Sturmpartner Felix Krause einst umgehend aus (1:1/34.). Als der aus Calbe/ Saale stammende Schiedsrichter Sirko Müke in der 89. Minute Elfmeter pfiff und der Aserbaidschaner Rufat Dadashow zum 1:2 für den Regionalligisten versenkte, schienen die Messen für den Hausherrn Union in Sachen Pokal für diese Spielzeit gesungen. Doch Union Sandersdorf stand als Team auf dem Feld und die Uhr tickte aufgrund der vorherigen Unterbrechungen. Plötzlich ein Pfiff auf Gegenseite. Wieder hieß es Elfer, diesmal aber für den Platzherrn. Timo Breitkopf glich bei 90.+4 min. für die SG Union Sandersdorf aus, und es ging in die Verlängerung. Dort holte sich Unionkeeper Tom-Niclas Hermann in einer torlosen halben Stunde Overtime bei einem Foul an der Eckfahne die Rote Karte (115.). Zum zweiten Mal schienen die Weichen für Sandersdorf unweigerlich in Richtung Abstellgleis gestellt. Dann aber zog sich Unionstürmer Dan Lochmann wie im spanischen Stierkampf das knallrote Torwartlaibchen über und sollte nicht nur die letzten Minuten reiner Spielzeit überstehen. Lochmann wurde mit einer Parade alá David De Rea, Gigi Buffon oder Manuel Neuer mit dem letzten Elfmeter in einem heißen Elfmeterschießen zum gefeierten Helden. Lochi flog ins linke Eck und wischte den halbhoch und gar nicht mal so schlecht geschossenen Ball vom Mazedonier Ivan Ristovsky um den Pfosten. Seine Unionkollegen versenkten allesamt. Das Ausscheiden des VfB Germania war damit unter tosendem Sandersdorfer Jubel perfekt.
Trikot und Ball wurden neben x-fachen Schulterklopfern und so einiger Runden Bier an diesem Abend das Eigentum des Unionstürmers.
Mit fast einem Jahr Luft auf sein letztes Spiel für Union, Dan Lochmann verließ die Sandersdorfer urplötzlich im Januar, gibt es jetzt zwischen beiden Vereinen in Sachsen-Anhalt ein gleichgelagertes Wiedersehen. Lochmann selbst kickt aktuell in seinem Heimatort Holzweißig beim dortigen HSV. In der Kreisoberliga auf Platz 2, musste Sandersdorfs einstiger Pokalheld erst jüngst beim 0:2 gegen Stahl Aken im Kreispokal bereits im Viertelfinale die Segel streichen.
In Sandersdorf aber kommt es zum neuerlichen Spektakel, und neue Helden dürfen im Sport- und Freizeitzentrum gerne geboren werden. Mit Platz 14 der Regionalliga Nordost im Rücken, gastieren die Halberstädter wieder einmal unter Pflichtspielbedingungen bei Union Sandersdorf. Mit Andreas Petersen hat deren sportlicher Leiter letzte Woche bereits zur Stippvisite beim Unioner Heimspiel gegen Luckenwalde auf der Tribüne gesessen. Beim damaligen Spiel stand ein Alexander Schmitt einst bis zur 91. Minute für die Sandersdorfer auf dem Platz. Nach der TSG Neustrelitz und Tennis Borussia Berlin kommt der agile Mittelfeldmann nun mit Germania an alte Stätte zurück. In Sandersdorf freut man sich auf Schmitter, einem feinen Fußballer und Menschen. Doch die Freude wird am Samstag mit Anstoß 13 Uhr erst einmal konsequent in den Hintergrund treten.