Spannung und toller Endspurt vor 330 Zuschauern
Am Ende stand der Dank der Spieler an das Sandersdorfer Publikum. (Fotos: Holger Bär)
Von „langweilig und unattraktiv“ ist oft die Rede, wenn es um die Oberliga Süd geht. Das kann dann aber nur der behaupten, der sich mit ihr nicht befasst oder in die Abläufe nicht involviert ist. Die NOFV Oberliga Süd war in diesem abgelaufenen Spieljahr 2017/18 alles andere als langweilig. Konnte zwischendurch mal „fast“ jeder jeden bezwingen, so spitzte sich das Ende in Punkto Abstieg gewaltig zu. Die Spannung auf der Zielgeraden nahm aber auch mit den erfolgten Schlusssignalen nicht ab. Denn wer war denn nun wirklich abgestiegen, wer bleibt drin und wer spielt denn nun diese Relegation? Der Glückwunsch zum Regionalligaaufstieg ging jedenfalls klar an den Bischofswerdaer FV 08, gegen welchen die Sandersdorfer trotz oft nah dran zu sein in den drei gemeinsamen Jahren keinen Zähler zu holen vermochten.
In Sandersdorf schüttelte man am Sonntag bereits zur Pause beim Resultat von SCHOTT Jena vs. VFC Plauen mit dem Kopf. Drei Handys zeigten von fußball.de über FuPa bis hin zu einer Allerweltsapp drei verschiedene Pausenstände. Ok, der Fußballoldie wird jetzt sagen: „App…??? Hatten wir früher nicht, mussten auf die Ergebnisse in der Montagszeitung warten“. In Jena gab es von 0:2 über 0:0 bis hin zum 0:3 zur Halbzeit alles.
Am Ende standen mit Abpfiff in der Abstiegskonferenz dann ja doch so einige Resultate, bei denen man hin und wieder zweimal hinschauen musste.
1.FC Lok Stendal – Bischofswerdaer FV 08 2:2 (1:1)
SG Union Sandersdorf – BSG Wismut Gera 4:2 (0:1)
SV SCHOTT Jena – VFC Plauen 0:6 (0:3)
SV Einheit Kamenz – SV Merseburg 99 13:0 (7:0)
Mit Haken Ösen- hier schenkten Moritz Alicke und Co. sich nichts.
Letzteres Resultat muss man mittlerweile wieder dazu nehmen. Aus dem ganzen vorherigen Szenario ging der SV SCHOTT Jena als „Verlierer“ empor. Während Merseburg, Kamenz und Barleben bereits als die drei Absteiger feststanden, kam auf die Glaswerker des SV SCHOTT nun das Thema Relegation zu. Diese wurde nun seitens der Verantwortlichen des SV SCHOTT Jena am späten Sonntagnachmittag weitergereicht. „Zu diesem Termin (6. U. 10. Juni) keine schlagkräftige Mannschaft parat“, so die Begründung der Jenaer Verantwortlichen, welche damit den nach Barleben zweiten freiwilligen Rückzug in die Thüringenliga (Verbandsliga) verkündeten. Der NOFV bedachte nun in gebotener Eile den eigentlich schon längst abgestiegenen SV Einheit Kamenz mit der Relegationsaufgabe gegen den Nordligisten Charlottenburger FC Hertha 06. Man darf gespannt sein, ob die Westlausitzer nach der Verabschiedung einiger Akteure dieser Bürde nachkommen können/wollen.
In Merseburg kochte man zwei Jahre das Oberligasüppchen. Im ersten davon ein sehr schmackhaftes. Wie es dazu kam und was am Ende aus einer nahezu künstlich aufgebauschten Oberligamission wurde, die leider zu früh verstorbenen einstigen 99er Größen Gerd Seiffert und Rudi Jacobs, werden wohl im Himmel so insgeheim mit dem Kopf schütteln. Man darf Andreas Wellmann und Co. nur viel Glück beim Neuaufbau wünschen.
Eine diesmal dankbare Kulisse- vielleicht wird die OL in SDF ja doch noch salonfähig.
In Sandersdorf ist aktuell auch nicht alles Gold, was denn da glänzt. Mangels Spielerpersonal gepaart mit anfallenden Kosten stellt man erstmals im kommenden Jahr keine 2. Mannschaft. Diese war aktuell nach drei Spieljahren aus der Landesliga abgestiegen. Zuletzt nur acht spielfähige Akteure, konnte ein stetiges Bauen auf die Unterstützung aus A-Junioren und OL-Kader auf die Dauer nicht gut gehen. Für Sandersdorf schließlich ein Disaster, den Spielbetrieb bei diesen genialen infrastrukturellen Voraussetzungen ohne eine Reserve anzugehen. Diese bildet gerade aufgrund eigener Gewächse das Herz des Vereins. Die Auswirkungen werden sich mit Sicherheit bemerkbar machen.
Der Oberligist SG Union jedenfalls hielt mit anfänglich leichtem Nervenflattern am Ende sehr gekonnt die Liga. Man wollte dies nicht nur für sich selbst, sondern auch als Aushängeschild der Region und des Landkreises ABI erzwingen. Denn noch spielt man Fußball um des Erfolges Willen.
Auch die Wismut- Fans feierten ihren Klassenerhalt, auch wenn sich Union noch tabellarisch vorbei schob!
Dass mit der BSG Wismut Gera ausgerechnet das bestplatzierte Team des noch möglichen Relegationsquartetts ins Sport- und Freizeitzentrum kam, hatte eine sehr pikante Note. Am Ende aber feierten alle Unionfans unter den 330 Zuschauern. Denn wie das Sadlo-Team das Ding gegen die Wismut drehte, das hatte dann schon Stil. Am Anfang jedoch merkte man den Jungs an, dass auch sie den Druck spürten. Allein das zeigte, dass auch die Mannschaft die OL halten wollte und ihr ein Abschneiden nicht egal war. Sanderdorf besaß zwar drei sehr gute Chancen (3., 8., 14.). Doch die Geraer Gäste hatten es eigentlich nicht schwer, ein zu Beginn konzeptloses Union im Zaume zu halten. Da die Truppe von Trainer Frank Müller jedoch offensiv auch keine Bäume ausriss, musste ein Standard her. BSG- Kapitän Carsten Weiß hatte dann auch die Eule auf der Schulter, traf aus 22 Metern abgefälscht und damit unhaltbar für Unionkeeper Tom Niclas Hermann zum Jubel der mitgereisten Fans (0:1/29.). Sandersdorf spielte gut, wenn man flach kombinierte. Doch zunächst nahm man sich durch weite und unkontrollierte Schläge selbst aus dem Spiel. Kurz nach Seitenwechsel ging Uniontrainer Sadlo Risiko, wechselte Stürmer Stephan Eberhard ein und nahm Außenverteidiger Christian Brenner vom Feld. Dieser lag zwei Tage zuvor bereits in weißem Hemd zur OP bereit, bevor er dem Tisch nochmal unoperiert entfliehen durfte. Sadlos Plan ging umgehend auf. Eberhard versenkte eine präzise Flanke am hechtenden BSG-Keeper Sabri Vaizov vorbei ins lange Eck (1:1/57.). Der Ausgleich wirkte auf Gastgeber Union Sandersdorf wie eine Frischzellenkur. Eberhard scheiterte sofort im Anschluss per Tempodribbling an Vaizovs Fußgrätsche (63.). Doch als Timo Breitkopf in die halbrechte Gasse freigespielt wurde, war es passiert. Union drehte das Geschehen (2:1/69.). Dem nicht genug, bewies Tim Hoffmann folglich seine Schussqualität. Per Freistoß des Monats traf der kleinste Unioner aus etwa 28 Metern die rechte obere Ecke (3:1/71.).
Hinten machte man beim Geraer 2:3- Anschluss kurz nochmal Pause und baute unnötige Spannung auf.
Die Zuschauer standen mittlerweile und applaudierten. Spielte Union zuvor Pressing, so zogen die Geraer nun mit dem Rücken zur Wand nochmals an. Sträflich ließen die Hausherren einen Schnittstellenpass auf den eingewechselten Marco Pusch zu. Auch der Gästetrainer besaß jenes glückliche Händchen, denn Pusch versenkte gekonnt flach ins lange Eck (3:2/76.). Alles schien nun wieder möglich, denn Gera war dran und wieder aktiv. Eine Gängel-Ecke setzte Breitkopf am langen Pfosten per Stirn um Zentimeter daneben und verschob die Entscheidung. Sandersdorf fuhr nun einige Konter. Den schönsten über Breitkopf und Schlegel ließ Eberhard um Ballbreite liegen (86.). Doch als Kapitän Rico Gängel einen weiten Diagonalschlag brachte und Schlegel diesen halbrechts genial aus der Luft unter Kontrolle brachte, sorgte Sandersdorfs Eigengewächs beim 4:2 für die Entscheidung und parallel für den endgültigen Klassenerhalt.
Nach dem 3:0 am 10. Dezember 2017 in Gera feierten die Sandersdorfer nun einen zweiten Erfolg gegen das Team aus der 95.000 Einwohnermetropole Ostthüringens und verabschiedeten sich mit einer Feier mit Fans und Sponsoren anschließend in die wohlverdiente Sommerpause!
0:1 Carsten Weiß (29.)
1:1 Stephan Eberhard(57.)
2:1 Timo Breitkopf (69.)
3:1 Tim Hoffmann (71.)
3:3 Marco Pusch (75.)
4:2 Erik Schlegel (90.)