Zwischendurch gab es einen beruflichen Abstecher in die Gastronomie, eröffnete Andy Mieth das OCEAN´s am Bitterfelder Stadthafen. (FOTOS: Holger Bär)
Wer in den 90ern im Altlandkreis Bitterfeld Fußball spielte, der wusste, was der Slogan „Grand Slam“ außerhalb des Tennissports hier auf den Fußball projiziert bedeutete. Vor zwanzig Jahren hießen die vier namhaftesten Vereine der Industrieregion FC Grün- Weiß Wolfen, SG Union Sandersdorf, VfL Eintracht Bitterfeld und SV Friedersdorf. Ob es nun ruhmreich oder verwerflich schien: Wer es schaffte, in allen vier Vereinen seine Visitenkarte in Form einer
Spielberechtigung abzugeben, der hatte ihn in der Tasche: DEN GRAND SLAM!
Der erste Kicker damals war der aus Wolfener Jugend stammende Stefan Lodyga. Nur wenige zogen nach, schafften das Quartett an Vereinen für sich zu vereinnahmen. Einer davon sollte der heutige Trainer der 2. Mannschaft der SG Union Sandersdorf sein. Für René Höllrigl schien es bei einer zweistelligen Anzahl an Vereinen während seiner fußballerischen Laufbahn schier keine große Übung. Andere mühten sich da schon etwas mehr in Sachen Vereinswechsel.
Viele Jahre legte er in Punkto Einstellung beim FC Grün- Weiß Wolfen mit der Binde am Arm vor- Andy Mieth.
Am heutigen Montag nun begrüßte der Unioncoach einen späten Nachzügler auf dieser Schiene. Und was für einen. Andreas „Andy“ Mieth wechselte vom TSV Mühlbeck aus der Kreisliga ABI in die Landesliga Süd nach Sandersdorf. Andy Mieth, ein Name, welcher in der Region fußballerisches Gewicht besitzt. Einst vom SV Friedersdorf ausgezogen, führte er später den FC Grün- Weiß Wolfen in die Oberliga und trug dort lange die Kapitänsbinde, bevor er sich nach etlichen Jahren mit dem damaligen Trainer und Verein komplett überwarf. Weiter ging es beim 1. FC Bitterfeld- Wolfen, dessen Geschäfte er sogar führen sollte. Beruf und schließlich Familie ließen ihn kürzer treten. Mit dem Hausbau am Stausee in Pouch schien Andy Mieth den Fußball sachte und nur einen Steinwurf weit entfernt von der eigenen Terrasse in Mühlbeck ausklingen lassen zu wollen. Jetzt kam es aufgrund alter Verbindungen zu seinem Ex- Keeper Robert Hahn, zum Ex- Kollegen Markus Plomitzer und zu alten Freunden wie Thomas Franke und eben Trainer René Höllrigl komplett anders.
Sandersdorfs 2. Mannschaft pfiff während der Hinrunde mangels Personal- und damit spielerischen Alternativen- in den Niederungen der Landesliga Süd auf dem sprichwörtlich letzten Loch. Man war sich einig: Ob im Sommer nun gar 40 Jahre alt werdend- ein Mieth kann da helfen. Schon allein aufgrund seiner Person und Präsenz, seiner Erfahrung und seiner teils giftigen Art und Weise auf dem Platz.
Dass die Zündschnur noch glüht, das bewies der 39- jährige Blondschopf bereits im samstäglichen Test gegen den SV Glück Auf Möhlau. „Fußball „einfach mal so“ gibt´s beim einstigen Kapitän des FC Grün- Weiß Wolfen nicht.
Andy Mieth (Nr.8) und Micha Stelzl (schwarz) führten Wolfen und Sandersdorf nicht selten vor knapp 2.000 Zuschauer zum Kreisderby auf das Feld.
Und genau darauf freut man sich in Sandersdorf. Bei Union hingegen hätte man sich gefreut, wenn dieser Deal gute zwanzig Jahre früher geklappt hätte. Sandersdorfs Verantwortliche starteten so einige Versuche. Mieth wohnte einst nur einen Steinwurf hinter Sandersdorfs Anzeigetafel im Stadion, hätte den Turnbeutel von der eigenen Eingangstür über den Stadionzaun treten können. Nun aber ist Andy Miet- leicht verspätet- zum Grand Slam in Sandersdorf angetreten. Ob es in Punkto Klassenerhalt eine Erfolgsstory wird, werden Trainer Höllrigl und die Seinen nach fünfzehn Spielen der Rückrunde wissen.